Bayerisch gebraut und seit 125 Jahren westfälisch gezapft

Stuhlmacher feiert Jubiläum mit der Biermarke Hacker Pschorr

Stuhlmacher Restaurant

Stuhlmacher, das weitbekannte Gasthaus neben dem Rathaus zu Münster, hat schon einige Jubiläen gefeiert. 2025 kommt ein weiteres hinzu: Das 1890 am Prinzipalmarkt gegründete Familienunternehmen führt seit 125 Jahren ununterbrochen eine bestimmte Biermarke – das Hacker Pschorr aus München („Willkommen im Himmel der Bayern“). Kein anderer der vielen Gerstensäfte fließt schon so lange aus dem Zapfhahn an Stuhlmachers Tresen. Am Freitag, 27. Juni, wird am Prinzipalmarkt das bayerisch-westfälische Bierjubiläum öffentlich mit den Gästen und Oberbürgermeister Markus Lewe gefeiert.

Der Vierspänner der Münchner Brauerei wird um 16 Uhr bei Stuhlmacher erwartet und zuvor mit den schweren Kaltblutpferden und den großen Holzfässern auf dem Wagen hinter dem Kutschbock seine Runden durch die Innenstadt drehen. Für fetzige Musik sorgt das in Münster bekannte Zuzel Quartett, laut Selbstauskunft die „nördlichste Blasmusik Bayerns“. Ein Glas Jubel-Bier gibt es bei Stuhlmacher an diesem Tag für einen Euro. „Umgerechnet also etwa zum Preis von 1900. Die Einnahmen werden für den guten Zweck des Herzenswünsche-Vereins gestiftet, der schwerkranken Kindern hilft“, so Vater und Sohn Franz Feldhaus. Zu den Traditionen des Hauses Stuhlmacher zählt auch dieser Name. Der 2011 im Alter von 91 Jahren verstorbene Franz Feldhaus, Vater und Großvater der dritten und vierten Inhabergeneration, hatte das bombenzerstörte Haus nach dem zweiten Weltkrieg mit eigener Hand wiederaufgebaut.

Aber Tradition wird bei Stuhlmacher und der Inhaberfamilie Feldhaus nicht nur im Vor- und Nachnamen bewahrt. Hacker Pschorr begleitet fast die gesamte Unternehmensgeschichte. „Diese Geschichte pflegen wir weiter“, sagt Brauerei-Gebietsverkaufsleiter Peter Daldrup, „denn die gibt es außerhalb Bayerns nur bei Stuhlmacher in Münster.“ Lediglich die ersten zehn Jahre bis 1900 musste man am Prinzipalmarkt ohne das renommierte bayerische Bier auskommen. Das Helle hat vor 125 Jahren mit Louis Stuhlmacher den Weg aus der Bayernhauptstadt in die Westfalenmetropole geschafft. Weil es stärker gebraut ist und bei der vormodernen Kühltechnik besser zu transportieren und zu lagern war, konnte die bajuwarisch-westfälische Bierhochzeit zustande kommen.

Die Ehe reicht zurück in die Zeit, als es in Deutschland noch einen Kaiser gab. Stuhlmacher gehört zu den ältesten Gasthäusern Münsters. Alles begann mit jenem Louis Stuhlmacher. Er kaufte 1890 vom Gastwirt Gunnemann für 105.000 Goldmark das 1470 erbaute Haus. Dass er eine Gaststätte erworben hatte, die in den bis heute folgenden 135 Jahren zu einer Institution wurde, konnte damals niemand ahnen. Der Prinzipalmarkt in Münster mit dem historischen Rathaus und exklusiven Geschäften unter den Arkaden ist beliebter Treffpunkt der Münsteraner und vieler Gäste. Und „Stuhls“ mittendrin. Louis Stuhlmacher verstarb im Jahr 1912. Seine Witwe Anna Stuhlmacher leitete das Gasthaus zwei Jahre lang allein, ehe sie 1914 den Gastronomen Julius Feldhaus heiratete. Da die Ehe kinderlos blieb, adoptierte das Paar im Jahr 1929 Annas Neffen Franz Schulte, der künftig Feldhaus hieß. Nach dem Wiederaufbau und zum 300. Jubiläum des Westfälischen Friedens von 1648 zapfte er mit seiner Frau Margret am 5. Oktober 1948 bei „Stuhls“ wieder Bier. So zelebrierte Stuhlmacher 2015 ein Doppeljubiläum: 70 Jahre seit dem Wiederaufbau nach Kriegsende 1945 und 125 Jahre seit der Gründung 1890. Im Jahr 1965 war das 75-jährige Bestehen gefeiert worden. Zum 100. Geburtstag 1990, als Deutschland nach dem Fall der Berliner Mauer wiedervereinigt wurde, gab es einen Festakt nebenan im Rathaus und ein Volksfest auf dem Prinzipalmarkt. Präsidenten, Minister und andere hohe Häupter feierten mit und kehrten auch sonst gern bei Stuhlmacher ein.

Das Gasthaus passt in kein Klischee. „Nicht Kneipe, nicht Restaurant. Eher beides, frei und vornehm“, schrieb die Frankfurter Allgemeine zum 100. Stuhlmacher-Geburtstag. FAZ-Titelzeile: „Wo der Zapfhahn Kulturgut ist, da ist Stuhlmacher“. 25 Jahre später zitierte das Blatt Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe mit den Worten: „So ein bodenständiges, seit vielen Generationen von einer Familie geführtes Gasthaus gibt es nur noch selten mitten in einer deutschen Stadt.“